Blindgänge

Topografien

Der Bildraum Blindgänge ist eine Installation aus Papierarbeiten und Tastreliefs (Betonguß). Auf Anregung von Frau Judith Noll (Direktorin Salve TV Erfurt) in den Jahren 2000 bis 2002 entstanden und als Wanderausstellung konzipiert, waren die Blindgänge an verschiedensten Orten zu sehen bzw. zu ertasten: u.a. Alte Villa Haar im Goethepark Weimar, Kreismuseum Heinsberg, Kulturverein Neunkirchen/Saar, Lehmbruck Museum Duisburg, Kunstkirche St. Rochus Köln.

Konkreter Ausgangpunkt sind drei geschichtsträchtige Topografien der Städte Madrid und Berlin: Die Puerta del Sol, die Mauer am Brandenburger Tor und die Topografie des Terrors.

Durch Tastreliefs, die zunächst in Tonmasse gearbeitet und Druckstock für Bildabnahmen verwendet wurden, entwickelte sich ein Zusammenspiel von Tastflächen und einem sie umgebenden Bildraum. Das „Sehen“ mit den Fingern und das Sehen mit den Augen kann für die nicht-sehbehinderten Menschen ein Mehr als Wahrnehmung stimulieren, während die blinden Menschen historische Topografien in bewegt modellierter Form erkunden können und ein sicherlich bescheidener Versuch unternommen wird, dass sehende Menschen mit ihnen in einen Dialog kommen, der etwas von den visuellen Bildern ihnen nahe bringen möchte.

Es handelt sich sicherlich um eine fragmentarische Schnittstelle zwischen dem großen Bildverlust und dem kleinen Stiften neuer Bildentdeckungen und einem Dialogüber das Sehen und Nicht-Sehen.
Dafür wurde Gerhard Mevissen 2001 vom Deutschen Blindenhilfswerk ein Kunstpreis verliehen.